Im Juli 2012 entdeckte Monsignore Dr. Hillinger, ehem. Pfarrer von Breitenbrunn und Purbach, im Zuge seiner historischen Recherchen über die Pfarrkirche Parndorf eine Zahlungsbestätigung (datiert mit 4.1.1770) des Malers Johann Gfall an den Verwalter der herrschaftlichen Familie Harrach für seine Wandmalereien in der Pfarrkirche in Neudorf (s. Abb. 1).
Die nachfolgende Erstuntersuchung bestätigte den Bestand von Wandmalereien in der Apsis und am Triumphbogen.
Der Pfarrer und der Pfarrgemeinderat haben sich auf Initiative des „Komitees zur Freilegung der Fresken“ entschlossen, die Wandmalereien in unserer Pfarrkirche freizulegen. Nach langer und intensiver Vorarbeit wurde im Juli und August 2016 die erste Phase der Freilegung der Fresken in der Apsis und am Triumphbogen in der Pfarrkirche in Neudorf umgesetzt. Dabei wurde eine Probefläche von rund 3 m² freigelegt. Diese vertiefenden Untersuchungen zeigten, dass in der Apsis und am Triumphbogen eine prachtvolle illusionistische Malerei zu erwarten ist.
Figurale Darstellungen waren nach Meinung der Experten in Anbetracht des begrenzten Raumes unwahrscheinlich. Nur im Scheitel des Gewölbes sind im Rahmen der Freilegung von Probeflächen auch figurale Elemente in der Form von Engeln entdeckt worden, die die Öffnung zur Himmelsebene mit dem „Auge Gottes“ schmücken (siehe Abb. 2).
Weiters wurde die Jahreszahl 1769 über dem Eingang der Sakristei entdeckt, womit eindeutig das Jahr der Gestaltung der beinahe 250 Jahre alten Fresken belegt ist. Nach fachkundiger Meinung des Landeskonservators für das Burgenland, Mag. Peter Adam, repräsentieren die Fresken, die unter mehreren Übermalungsschichten verborgen liegen, ein Hauptwerk der Wandmalerei des 18. Jahrhunderts im Burgenland!
Auf Basis des Ergebnisses und der Erkenntnisse aus der Freilegung der Probefläche wurde endgültig der Beschluss gefasst, diese spätbarocken Fresken freizulegen. Die hierfür anfallenden Kosten werden sich insgesamt auf mindestens € 170.000,- belaufen (inklusive Kosten für Steinmetzarbeiten und die Einrichtung der Baustelle) und werden zu einem großen Teil aus Förderungen und bereits erfolgten Großspenden abgedeckt werden (€ 125.000,-). Den noch offenen Betrag in Höhe von mindestens € 45.000,- gilt es seitens der Pfarre, des Komitees und mit Hilfe der Ortsbevölkerung aufzubringen.
Anfang Mai dieses Jahres hat der Restaurator Claudio Bizzarri mit seinem Team die Freilegung und Konservierung (Konservierung des Putzes, Festigung der Malschicht und Kitten der Risse) der Fresken in Angriff genommen. Anschließend folgen Maßnahmen zur Optimierung der Präsentation, wie die optische Beruhigung der feinen Risse und Abreibungen der Malschicht durch Reintegration mittels Aquarellfarben sowie die Retusche und allenfalls notwendige Rekonstruktion der interpretierbaren Fehlstellen.
Die Arbeiten werden einige Monate dauern und laut Planung spätestens im Herbst 2017 abgeschlossen sein. Damit die Gottesdienste während dieser Zeit weiterhin in der Kirche gefeiert werden können, wurden zur Minimierung der Staubbelastung die Apsis und der Triumphbogen vom Langhaus durch eine Holzwand getrennt und der Altar ins Langhaus verlegt. Damit die Spannung auf das zu erwartende prachtvolle Ergebnis nicht zu groß wird, sollen Interessierte die Möglichkeit bekommen, sich zwischendurch über den Stand der Freilegungsarbeiten vor Ort ein Bild zu machen. Diesbezüglich wird zum gegebenen Zeitpunkt nach der hl. Messe bzw. über einen Aushang im Infokästchen an der Friedhofsmauer eingeladen.
Durch die Freilegung und Restaurierung der vom Ausnahmekünstler Johann Gfall im Jahre 1769 geschaffenen Wandmalerei wird unser Gotteshaus ein neues, wesentlich stimmungsvolleres Ambiente erhalten. Davon wird nicht nur die Pfarrgemeinde profitieren, sondern auch die gesamte Ortsgemeinde. Denn die hohe künstlerische Qualität der Arbeiten Johann Gfalls, die viele von uns bereits im Altarraum in der Pfarrkirche zum hl. Ladislaus in Parndorf bewundern konnten, wird Neudorf mit der Pfarrkirche zum hl. Leonhard zu einem zentralen Thema in den fachspezifischen Publikationen bzw. in den Medien. Die Reputation unseres zweisprachigen Dorfes, das mit berechtigtem Stolz auf die reichhaltige, zum Teil noch gelebte kroatische Kultur verweisen kann, erfährt dadurch einen enormen Auftrieb.
Wir, das „Komitee zur Freilegung der Fresken“, und der Pfarrer mit dem Pfarrgemeinderat, sind davon überzeugt, mit der Freilegung dieser hochwertigen illusionistischen Architektur und Ausstattung im Altarraum unserer Kirche eine „Jahrhundertchance“ zu nützen, wodurch das derzeit verborgene Juwel nicht nur für die gegenwärtigen Generationen, sondern auch für die Nachwelt zum Strahlen gebracht wird. Das Bundesdenkmalamt, vertreten durch den Landeskonservator für das Burgenland, Mag. Peter Adam, und der Direktor des Bauamtes der Diözese Eisenstadt, DI Markus Zechner, der zuvor für die umfassende Restaurierung der Basilika in Mariazell verantwortlich gewesen war, haben durch die Zusage von Förderungen nicht nur die Umsetzung erst ermöglicht, sondern bringen auch hohes fachspezifisches Wissen und Erfahrung für die Realisierung der Freilegung ein. Die Rahmenbedingungen für das Gelingen des Projektes sind daher optimal. In der Erwartung, dass die Welle der Begeisterung für unser epochales Projekt auch die Ortsbevölkerung und alle Kunstinteressierten in hohem Ausmaß erfasst, schreiten wir mit großem Engagement dem Ziel entgegen – gemäß unserem Slogan
„VIRIBUS UNITIS UND GOTTES SEGEN“ • „SKUPNO I S BOŽJIM BLAGOSLOVOM“